Essbarkeit von Trüffeln

Viele assoziieren Trüffeln reflexartig mit Genuss und damit mit einer prinzipiellen Essbarkeit. Das ist ein nicht ungefährlicher Irrglaube. Von den 150 unterirdischen Pilzarten (=Trüffeln) zählt man in Deutschland gerade einmal drei (!) zu den klassischen Speisetrüffeln. Darüber hinaus gibt es noch etwa 2-3 weitere Arten, die man als halbwegs kulinarisch wertvoll bezeichnen kann und etwa 5-10 weitere, die man prinzipiell essen kann (aber nicht muss). Häufig sieht man im Internet, in Zeitungen oder gar auf Verkaufsplattformen fahrlässige Bestimmungen*, verbunden mit Verzehrempfehlungen. Es gibt zwar keine Hypogäenart, von der bekannt wäre, dass sie giftig ist (Hirsch- und Balsamtrüffeln gelten zumindest als unbekömmlich), jedoch wurde das auch noch nicht umfassend getestet. Sicherlich lässt die Verbreitungsstrategie der Trüffeln vermuten, dass sie potentielle Fresser nicht durch eine Giftigkeit abschrecken möchten, erwiesen ist das jedoch nicht. Bei den oberirdischen Pilzen wird teilweise erst nach jahrzehntelangem Verzehr eine tödliche Giftigkeit diagnostiziert (z.B. Grünling und Kahler Krempling). Deshalb sollte man durchaus auch bei Trüffeln vorsichtig sein und sich etwas auskennen. Oder möchten Sie der/die erste sein, der/die die Giftigkeit einer Trüffel nachweist?

* Im Internet kursieren teilweise Videos von Trüffelhundeausbildern, die eine Schleimtrüffel (Melanogaster sp) in den Händen drehen und konstatieren, dass die "Burgundertrüffel" schon etwas dunkel ist und seltsam riecht, weil sie so überständig ist. (!!!). Das ist gar nicht so ungefährlich, da die Gattung Melanogaster die direkte Verwandtschaft des Kahlen Kremplings ist und man sich in dem Zusammenhang zumindest schon einmal über das Paxillus-Syndrom informiert haben sollte.

Nicht durch die Artenschutzverordnung geschützte Speise-Trüffeln

Diese Trüffeln sind essbar, gehören aber nicht zur Gattung Tuber und stehen somit auch nicht unter Naturschutz
Viele denken bei dem Wort Trüffel nur an die schwarzen oder weißen kostbaren Knollen. Es gibt aber auch andere, ebenfalls essbare Hypogäen (Fachbegriff für Trüffeln), die von Hunden aufgespürt werden können. Dies sind die zwei leckersten:

Deutsche Mäandertrüffel (Choiromyces maeandriformis)

Diese weiße Trüffelart erinnert stark an die Tuber-Arten, weshalb sie auch oft mit ihnen verwechselt wird. Liest man in Deutschland in den Zeitungen irgendwelche Sensationsmeldungen über Funde der "Weißen Trüffel", handelt es sich nicht etwa um Tuber magnatum, wie suggeriert, sondern zumeist um diese Art. Die Mäandertrüffel wird oft sehr groß und riecht jung sehr gut, kippt jedoch bald in einen unerträglichen Gestank. Wichtig ist, dass die Trüffel NICHT roh verzehrt werden sollte. Mir wurde schon von echten Vergiftungserscheinungen beim Rohverzehr dieser Art berichtet. Gekocht kommt sie aber an den Geschmack der Tuber-Arten heran.
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Karthäusertrüffel (Picoa carthusiana)

Die Karthäusertrüffel ist eine wunderschöne Art, die in Deutschland jedoch sehr selten ist und im Gegensatz zu den Tuber-Arten einen Schutzstatus verdient hätte. Man findet sie vor allem bei Douglasien, aber auch bei Fichten. Sie riecht angenehm nach Wassermelone. Unter dem Mikroskop ist sie ebenfalls eine Schönheit, sie besitzt wohlverpackte zitronenförmige Sporen. Es handelt sich übrigens um die gleiche Art, die in Nordamerika als deren schwarze Trüffel verehrt und gehandelt wird (unter dem Synonym Leucangium carthusianum - oder aber 'Oregon Black Truffle').
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Trüffel - Geschichte

Hirschtrüffeln (Gattung Elaphomyces) zählen zu den wohl ältesten bekannten Trüffelarten. Sie wurden schon im Mittelalter von Jägern und Bauern unter dem Namen "Hirtzbrunst" (vgl. Dörfelt: Die Geschichte der Mykologie) gesammelt und an Apotheken weitergegeben, wo sie dann aufgrund ihrer nach der Signaturenlehre vermeintlich aphrodisierenden Wirkung verkauft wurden, um sie in der Viehzucht und für stillende Mütter einzusetzen. Hildegard von Bingen sah sich deshalb genötigt, darauf zu verweisen, dass Trüffeln schädlich seien "für Mensch und Tier" und Fehlgeburten verursachten.
Bei der Vorstellung, eine Hirschtrüffel samt der staubigen Sporenmasse zu verzehren, bin ich persönlich ausnahmsweise gar nicht so weit von Hildegard von Bingens Ansichten entfernt :-)

Trüffel - Grammatik

"Der Trüffel" oder "die Trüffel"?
Häufig wird die Frage gestellt, ob das Nomen "Trüffel" im Deutschen männlich oder weiblich ist. Selbstverständlich habe ich als Germanist hier eine dezidierte Meinung, die ich hiermit in einem kleinen linguistischen Exkurs kundtun möchte:
Prinzipiell sind aus grammatikalischer Sicht beide Verwendungsmöglichkeiten legitim. Die Verwendung als Maskulinum ("der Trüffel") findet allerdings eher in der Umgangssprache Verwendung, während in der Hochsprache das Femininum ("die Trüffel") eingesetzt werden sollte.

Wichtig ist jedoch, dass man dementsprechend die korrekte Pluralform einsetzt:
der Trüffel -> Plural: die Trüffel (Bildung wie "Löffel")
die Trüffel -> Plural: die Trüffeln (Bildung wie "Gabel" oder "Semmel").

Da der Plural im Maskulinum nicht mehr erkennbar ist, bevorzuge ich eindeutig das Femininum. Abgesehen davon fällt auch auf, dass Zeitungsberichte, in denen vom sensationellen Fund "eines Trüffels" (Maskulinum) berichtet wird, meist aus inhaltlicher Sicht deutlich fehlerhafter sind als die mit der Verwendung der weiblichen Form. :)